Der Pianist und Komponist Matan Porat improvisiert die Begleitmusik zu Buster Keatons legendärer Stummfilmkomödie The General
Di, 7. Okt 2025, 19:30
Grams, Murray, KannehMasons & Chineke! Orchestra
Das einzigartige Chineke! Orchestra bringt William Levi Dawsons Negro Folk Symphony und Ludwig van Beethovens ›Tripelkonzert‹ mit drei fulminanten Solist:innen auf die Bühne.
Mi, 8. Okt 2025, 19:30, Salzstadel Linz
sonic.art Saxophonquartett
Das sonic.art Saxophonquartett liefert den Live-Soundtrack zum dokumentarischen Stummfilm Berlin – Die Sinfonie der Großstadt von 1926 mit Werken aus der Entstehungszeit des Films.
Fr, 10. Okt 2025, 19:30
Juergen Maurer & Solistenensemble D’Accord
Das Solistenensemble D’Accord und Juergen Maurer präsentieren Richard Wagners romantische Oper Lohengrin in einer Paraphrase für Streichsextett und Sprecher.
BREVE alla
Das Programm auf einen Blick
Die Abenteuer des Prinzen Achmed ist ein Pionierstück der Filmgeschichte: Es handelt sich um den ältesten erhaltenen abendfüllenden Trickfilm, konzipiert von der Scherenschnittkünstlerin und SilhouettenAnimationsfilmerin Lotte Reiniger. Der Film feierte am 2. Mai 1926 in der Berliner Volksbühne Premiere, ist also mittlerweile fast 100 Jahre alt. In ihm werden verschiedene Handlungsmotive aus der Geschichtensammlung Tausendundeine Nacht zu einem fesselnden Plot verflochten – fliegende Zauberpferde, geheimnisvolle Inseln, Zwerge, Hexen und Wunderlampen dürfen dabei nicht fehlen.
Begleitet wird der Stummfilm vom renommierten Schweizer Klavierquintett I Salonisti, das durch sein Mitwirken bei einem weiteren Meilenstein der Filmgeschichte Weltbekanntheit erlangte: Im Blockbuster Titanic spielten die Musiker des Ensembles das Orchester an Bord des Schiffes. An diesem Abend werden sie – wie bei der Premiere von Lotte Reinigers Film 1926 – die originale Filmmusik von Wolfgang Zeller in einer Bearbeitung für Klavierquintett zur Aufführung bringen.
PROGRAMMBesetzung &
I Salonisti
Piotr Plawner Violine
Miša Stefanovic Violine
Orlando Theuler Violoncello
Ivan Nestic Kontrabass
Gerardo Vila Klavier
Lotte Reiniger 1899–1981
Die Abenteuer des Prinzen Achmed // D 1926
Silhouettenfilm mit der Originalmusik von Wolfgang Zeller 1893–1967
Arrangement von György Mondvay
Konzertende: ca. 20:45 Uhr
Eine Pionierin des Animationsfilms
Lotte Reiniger // Die Abenteuer des Prinzen Achmed
Die abenteuerliche Reise von Prinz Achmed beginnt am Hofe seines Vaters, dem großen Kalifen. An dessen Geburtstag kommt ein mysteriöser Fremder in die Stadt, der sein Wunderwerk anpreist: ein Pferd, das hoch durch die Lüfte fliegen kann. Achmeds Vater ist begeistert und will das Zauberpferd um jeden Preis besitzen. Der Zauberer schlägt ihm einen Tausch vor: Als Gegenleistung für das Pferd fordert er vom Kalifen die Hand seiner Tochter Dinarsade. Erzürnt stellt sich Prinz Achmed dem Zauberer entgegen, lässt sich von ihm jedoch zu einem Probeflug auf dem Pferd überzeugen. Hoch oben in den Wolken bemerkt der Prinz, dass der Zauberer ihm nicht gesagt hat, wie man wieder landet. Als er endlich den Hebel entdeckt, mit dem man den Sinkflug einleitet, ist er bereits weit von seiner Heimat entfernt. Achmed landet auf der Zauberinsel Wak-Wak, wo er auf Pari Banu, die Herrin des Dämonenreichs trifft und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Schließlich entführt Achmed seine Angebetete nach China, fest entschlossen, sie zu heiraten. Nun macht ihm aber der Zauberer einen Strich durch die Rechnung: Er raubt Pari Banu und verbannt Achmed auf einen von Flammen umloderten Berg. Als es ihm endlich gelingt, sich mit Hilfe einer guten Hexe aus seinem Gefängnis zu befreien, soll Pari Banu abermals entführt werden: Die Dämonen der Zauberinsel Wak-Wak fordern ihre Herrscherin zurück. Nach einem hitzigen Gefecht findet sich Achmed selbst vor den Toren der Insel wieder. Sie öffnen sich allerdings nur dem Besitzer von Aladins Wunderlampe. Auf wundersame Weise trifft Prinz Achmed kurze Zeit später auf Aladin, den er aus den Klauen eines Monsters befreit. Die Wunderlampe kann allerdings nur von der guten Hexe im Zweikampf mit dem bösen Zauberer erstritten werden. In einem finalen Showdown triumphieren schließlich die guten Geister aus der Lampe über die Dämonen, und auch der Zauberer ist besiegt. Das Böse ist somit gebannt, Achmed und
Pari Banu wieder vereint, und Aladin verlobt sich prompt mit Achmeds Schwester Dinarsade. Am Ende des Films schließt ein überglücklicher Kalif seine Kinder in die Arme – Happy End!
Das komplexe Storyboard von Die Abenteuer des Prinzen Achmed über Motive aus Tausendundeine Nacht erdachte die Filmemacherin Lotte Reiniger selbst, ebenso schnitt und bewegte sie die zahlreichen Figuren
und Hintergründe, assistiert von Alexander Kardan und Walter Türck. Bedenkt man, dass für eine Sekunde Film 24 Einzelaufnahmen nötig waren, so kann man ermessen, welche Leistung hinter dem Projekt steht, mit dem Lotte Reiniger schließlich Filmgeschichte schrieb. Im Ganzen wurden etwa 250.000 Einzelbilder aufgenommen, 100.000 für den Film verwendet, dessen Produktion ganze drei Jahre beanspruchte. Reinigers Mann Carl Koch hatte die Aufnahmeleitung und die Kontrolle der Technik inne, während Regisseur Walter Ruttmann – dessen Film Berlin. Die Sinfonie der Großstadt ebenfalls im diesjährigen Brucknerfest gezeigt wird – die Geisterschlacht von Wak-Wak gestaltete. Experimentalfilmer Berthold Bartosch erzeugte wiederum die Wellenbewegungen für den Seesturm. Die Premiere des Stummfilms fand am 2. Mai 1926 in der Berliner Volksbühne statt, begleitet von einer Filmmusik für großes Orchester, die Wolfgang Zeller parallel zur Entstehung des Films komponiert hatte.
Zeller war Hausdirigent bei der Freien Volksbühne in Berlin. Seine Musik zu Prinz Achmed zeichnet sich durch ihre kontrapunktischen Mittel aus, die weit über das rein Illustrative hinausgehen. Nachdem er die Musik zum ersten deutschen Tonfilm Melodie der Welt von Walter Ruttmann komponiert hatte, avancierte Zeller zu einem der gefragtesten Komponisten des deutschen Films. Während der NS-Zeit schrieb er Filmmusiken für eindeutige Propagandafilme wie Der Herrscher (1937) und Jud Süß (1940) genauso wie für Komödien und Filmdramen. Nach dem Krieg entstanden eindringliche Musiken zu antifaschistischen Werken wie Ehe im Schatten (1947) und Morituri (1948). Seine letzte Filmpartitur schrieb Zeller für Serengeti darf nicht sterben (1959).
Lotte Reiniger // Die Abenteuer des Prinzen Achmed
Die 1899 geborene Lotte Reiniger gilt als Erfinderin des Silhouettenfilms. Ihre Karriere begann als Mitarbeiterin des Filmregisseurs Paul Wegener, für den sie die Titelvignetten von Der Rattenfänger von Hameln (1918) gestaltete. Ein Jahr später drehte sie den Kurzfilm Das Ornament des
»Wenn man bedenkt, dass jede der agierenden Figuren in allen ihren Gelenken beweglich sein muss [...] so kann man sich ungefähr eine Vorstellung davon machen, welch ein Wunderwerk hier geleistet ist. Aber auf das Technische allein kommt es ja nicht an, die Hauptsache ist, dass der Geist des Märchens hier in der filmischen Bilderfolge aufs glücklichste neu geboren ist und dass die Welt orientalischer Wunder, fabelhafter Vorgänge und den Mitteln einer an türkischen und japanischen Vorbildern geschulten Silhouettenkunst neu geschaffen ist.«
Vorwärts, 9. Mai 1926
verliebten Herzens, an dem, wie an einigen ihrer späteren Filme, auch Berthold Bartosch und ihr Mann Carl Koch mitarbeiteten. Es folgten mehrere kurze Märchenfilme und 1926 Die Abenteuer des Prinzen Achmed, einer der ersten abendfüllenden Animationsfilme der Filmgeschichte.
Lotte
Lotte Reiniger, Carl Koch, Walter Türck und Alexander Kardan bei der Arbeit an der Multiplan-Kamera
Mit dem Aufkommen des Tonfilms konnte Reiniger neben ihren Märchenfilmen auch Projekte realisieren, die ihrer Liebe zur Musik Ausdruck verliehen, darunter Zehn Minuten Mozart (1930), eine Parodie auf die Oper Carmen (1933), und Papageno (1935) nach Mozarts Zauberflöte Außerdem trug sie eine Schattenspielsequenz zu Jean Renoirs La Marseillaise (1937) bei. Während des Zweiten Weltkriegs lebte Reiniger in Berlin, nach Kriegsende zog es sie nach England, wo sie zunächst für die Crown Film Unit und das Fernsehen und ab 1953 für die Primrose Productions arbeitete, für die sie 13 Märchenfilme herstellte.
Diesen folgten mit den selbst produzierten Helen la belle (1957) und The Seraglio (1958) zwei weitere Musikfilme.
»Lotte Reiniger benutzt die ideale Technik: den Silhouettenfilm. Die Silhouette ist nicht so wirklichkeitsnah wie ein plastisches Ding, und sei es noch so phantastisch erdacht; sie bewahrt dadurch den Zuschauer, besonders den kindlichen, vor dem Entsetzen, das sich einstellt, wenn Märchenhaftes bis über einen gewissen Grad der Anschaulichkeit hinaus greifbare Wirklichkeit wird. Die bewegliche Silhouette hält mit Charme ganz die richtige Grenze zwischen Kunstprodukt und Leben; man glaubt ihr genug, um gefesselt zu werden, und man glaubt ihr nicht genug, um bei dem Erlebnis des Übernatürlichen eine Gänsehaut zu kriegen.«
Weltbühne, 24. Dezember 1928
Nach dem Tod ihres Mannes verlegte sie sich mehr auf Schattenspiele, darunter The Prodigal Son (1973). Mit ihrer erstaunlich vielseitigen und ausdrucksstarken Scherenschnitttechnik schuf Lotte Reiniger ein eigenes Filmgenre, das dem Vergleich mit berühmteren Experimenten von Animationsfilmpionieren wie Alexandre Alexeieff oder Norman McLaren durchaus standhält. Die gekonnte Übersetzung der Techniken des chinesischen Schattentheaters in das Medium Film machte Lotte Reiniger so zu einer der großen Persönlichkeiten des deutschen Films. Sie starb im Jahr 1981.
Lotte Reiniger //
Nach dem Zweiten Weltkrieg galten Die Abenteuer des Prinzen Achmed zunächst als verschollen. Von einer erhaltenen Kopie konnte 1954 in London jedoch ein neues Negativ hergestellt werden, zwar mit technischen Einschränkungen, aber dafür mit einer Tonspur, für die der englische Komponist Freddie Phillips eine neue, atmosphärisch stimmige Musik mit einem kleinen Ensemble einspielte. 1989 wurde die 16-mm-Fassung des Films vom Deutschen Filmmuseum Frankfurt mit Unterstützung der in London ansässigen Primrose Film Productions restauriert. Anlässlich des 100. Geburtstags von Lotte Reiniger wurde 1999 eine 35-mm-Kopie hergestellt, in Zusammenarbeit von Deutschem Filmmuseum und ZDF/arte, gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Es wurde noch einmal erfolgreich recherchiert. Die neue 35-mm-Kopie unterscheidet sich in der Farbgebung und bei einigen Zwischentiteln, besitzt jedoch – im Gegensatz zur 16-mm-Kopie –keine Tonspur. Die Musik muss live dazu gespielt werden.
Highlights in der Saison 25–26
Mi, 12. Nov 2025, 19:30
Mittlerer Saal
Quatuor Ébène
Mit Quartetten von Joseph Haydn, Johannes Brahms und Maurice Ravel zeichnet das Quatuor Ébène einen Weg vom 18. ins 20. Jahrhundert nach.
Fr, 23. Jän 2026, 19:30
Mittlerer Saal
Wildschut, Barragán & Wiesensee
Balagan
Geigerin Noa Wildschut, Klarinettist Pablo Barragán und Pianist Amadeus Wiesensee präsentieren ein facettenreiches Programm mit Fokus auf jüdischen Komponisten.
Fr, 13. Mär 2026, 19:30
Mittlerer Saal
Minguet Quartett
Erinnerung György Kurtág 100
Das Minguet Quartett umrahmt mit zwei hochexpressiven Werken von Wolfgang Amadé Mozart und Felix Mendelssohn
Mit Eleganz, Virtuosität und feinem Humor erweckt das Schweizer Ensemble I Salonisti die goldene Ära der Salonmusik zu neuem Leben. Seit seiner Gründung im Jahr 1981 begeistern die Musiker in klassischer Klavierquintettbesetzung mit raffinierten Arrangements, stilistischer Vielfalt und einem einzigartigen Gespür für musikalische Erzählkunst. Ob Wiener Walzer, Tango Argentino, Pariser Chanson, Jazz oder Filmmusik, I Salonisti nehmen ihr Publikum mit auf eine musikalische Reise rund um die Welt und durch die Jahrhunderte. Ihr Repertoire reicht von klassischen Meisterwerken bis hin zu selten gehörten Perlen der Unterhaltungsmusik der 1920er- bis 1940er-Jahre und von Originalkompositionen bis zu eigens für das Ensemble eingerichteten Arrangements. Dabei verstehen sie es meisterhaft, ihre Konzerte mit charmanten Moderationen zu inszenieren. Einem internationalen Publikum bekannt wurden I Salonisti durch ihren Auftritt im oscarprämierten Film Titanic, in dem sie als Bordorchester mit Musik von Jules Massenet, Jacques Offenbach und anderen für das authentische Klangbild eine zentrale Rolle spielen. Auch Johann Strauss’ An der schönen blauen Donau erklang im Film.
Nachdem 2021 auch die letzten beiden verbliebenen Gründungsmitglieder ihre Bögen an eine neue Generation weitergegeben haben, sind I Salonisti in neuer Besetzung zurück auf den Bühnen der Kulturszene: Piotr Plawner und Miša Stefanovic, Violinen, Orlando Theuler, Violoncello, Ivan Nestic, Kontrabass und Gerardo Vila, Klavier – allesamt hochkarätige Musiker mit internationaler Bühnenerfahrung – setzen die über vierzigjährige Geschichte des Quintetts fort. Gemeinsam zeichnen sie sich durch ein unverwechselbares Klangbild, stilistische Präzision und musikalische Leichtigkeit aus – ein Ensemble, das die Kunst der Kammermusik in ihrer höchsten Form verkörpert.
DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V. (S. 6, 8–9, 10–11 & 14), Primrose Film Productions (S. 12), A. Beer (S. 17)
Programm-, Termin- und Besetzungsänderungen vorbehalten
LIVA – Ein Mitglied der Unternehmensgruppe Stadt Linz
EFPI FilmPhilharmonie Presentation Film mit Genehmigung der Agentur für Primrose Film Productions Ltd.
Wir danken für Ihren Besuch und wünschen Ihnen ein schönes Konzert!
Mit unserer eigenen Hammerkopfproduktion entfesseln wir das volle tonliche Spektrum unserer Flügel und Klaviere –eine Kunst, die Leidenschaft, Erfahrung und Disziplin erfordert. www.bechstein-linz.de